Klinische Studien im Förderspektrum des BMBF

Deutschland ist ein international renommierter Standort der klinischen Forschung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt klinische Studien durch vielfältige Förderinitiativen.

Patient wird ins MRT geschoben von einer medizinischen Fachangestellten

Das BMBF fördert klinische Studien mit hoher Relevanz für das Gesundheitssystem. Dazu zählen etwa im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs aufwändige Vergleichsstudien. Sie prüfen die gängige Versorgungspraxis und helfen, sie zu verbessern.

DLR Projektträger / BMBF

Sind Antibiotika oder pflanzliche Wirkstoffe besser geeignet für die Behandlung bei Atemwegsinfektionen? Welche Therapie hilft Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche am besten? Wie kann Darmkrebs früher erkannt werden? Das alles sind typische Fragen, die klinische Studien beantworten können. Insgesamt hat das BMBF in seinem Förderschwerpunkt zu klinischen Studien mehr als 130 solcher Arbeiten gefördert. Hinzu kommen weitere Studien, die andere Förderschwerpunkte des Gesundheitsforschungsprogramms unterstützten oder die im Kontext der institutionellen BMBF-Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern initiiert werden – ein Großteil davon an den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG). Außerdem hat das BMBF mehr als 160 systematische Übersichtsarbeiten gefördert. Diese werten verschiedene Studien zu ein und derselben Fragestellung aus. Ihre Aussagen sind daher noch belastbarer als die Ergebnisse von Einzelstudien.

Volkskrankheiten besser behandeln

Bei den großen Volkskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronischen Lungenerkrankungen oder neurodegenerativen Erkrankungen besteht ein großer Bedarf an klinischer Forschung. Das Ziel der BMBF-Förderung auf diesem Gebiet ist es, die Behandlung möglichst vieler Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern.

Beispiel Krebs: Im Zuge der Nationalen Dekade gegen Krebs vergleichen die praxisverändernden klinischen Studien bereits etablierte Strategien zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Indem sie ihren Nutzen für die Patientinnen und Patienten bewerten, identifizieren die Studien die besten Konzepte. Die gewonnenen Erkenntnisse tragen dazu bei, den Versorgungsalltag zu optimieren. Dabei geht es beispielsweise um die Reduzierung von Nebenwirkungen oder die Vermeidung unnötiger Behandlungen. Mehr Informationen:
Nationale Dekade gegen Krebs: Praxisverändernde Studien für eine bessere Patientenversorgung

Beispiel Diabetes: Klinische Studien zu den großen Volkskrankheiten unterstützt das BMBF auch im Rahmen der sechs institutionell langfristig geförderten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), die sich den Volkskrankheiten widmen. So untersuchen die am Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) angesiedelte Deutsche Diabetes-Studie und die Prädiabetes-Lebensstil-Interventionsstudie, wie die Entstehung von Diabetes und Folgeerkrankungen verhindert werden können.
Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung

Beispiel Parkinson: Eine große klinische Studie zur tiefen Hirnstimulation wurde im Rahmen des vom BMBF geförderten Kompetenznetzes Parkinson unter Leitung der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein organisiert. Die Studie zeigte erstmals, dass die tiefe Hirnstimulation im fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Erkrankung Symptome besser lindern kann als eine rein medikamentöse Therapie.

Seltene Erkrankungen und klinische Studien mit Kindern

Da Kinder oft durch das Raster der von Unternehmen durchgeführten klinischen Studien fallen, fehlen wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit vieler Medikamenten im kindlichen Organismus. Um solche Wissenslücken zu schließen, fördert das BMBF klinische Studien zur medizinischen Versorgung von Kindern.

Das gilt auch für die Seltenen Erkrankungen, die nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betreffen. Zu diesen Erkrankungen zählt das Alport-Syndrom, eine genetisch bedingte Nierenerkrankung. Meist schon im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter werden die Betroffenen dialysepflichtig – eine enorme Belastung für sie selbst und für ihre Familien. Eine der vom BMBF geförderten Studien zeigte: Die Entwicklung des Alport-Syndroms lässt sich durch ein Medikament verlangsamen, das bei Erwachsenen bereits zur Blutdrucksenkung zugelassen ist. Die Studie zeigte, dass der Wirkstoff bereits bei Kindern ab zwei Jahren sicher eingesetzt werden und Schädigungen der Niere deutlich verzögern kann.

Videoportrait: Hilfe für nierenkranke Kinder

Dossier: Seltene Erkrankungen

Integrierte Forschungs- und Behandlungszentren

Klinische Studien, die die Versorgung von Kindern verbessern, führen auch die Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren (IFB) durch. Die vom BMBF etablierten Modellzentren sollen das Zusammenspiel von Forschung und Patientenversorgung in der deutschen Hochschulmedizin verbessern. In den IFB arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Grundlagenforschung und Klinik an einem gemeinsamen Standort eng zusammen. So optimieren sie die Voraussetzungen für eine exzellente klinische Forschung und den schnellen Transfer von Forschungserfolgen in die Versorgungspraxis. Insgesamt acht IFB widmen sich verschiedenen Schwerpunkten.

Die klinische Forschung präziser und schneller machen

Die Vision der personalisierten Medizin ist es, jede Patientin und jeden Patienten maßgeschneidert zu behandeln. Dabei berücksichtigen Ärztinnen und Ärzte viele verschiedene Faktoren – vom individuellen körperlichen Zustand bis hin zum Einfluss des Alters, des Geschlechts oder bestimmter Genvarianten auf die Wirksamkeit von Medikamenten. Doch je zielgenauer neue Therapien sind, desto spezifischer werden die Anforderungen an klinische Studien. Und desto schwieriger finden sich genug geeignete Probandinnen und Probanden, die eine bestimmte Krankheit haben und zugleich alle anderen Voraussetzungen für eine Studienteilnahme erfüllen. Die Folge: Die Zulassung personalisierter Therapien oder diagnostischer Verfahren kann sich verzögern.

Innovative IT-Lösungen der vom BMBF geförderten Medizininformatik-Initiative sollen Abhilfe schaffen: Die digitale Analyse von Routinedaten aus der klinischen Versorgung soll künftig helfen, geeignete Probandinnen und Probanden zielgenau und schneller zu finden – stets unter Beachtung des Datenschutzes. Den so identifizierten Personen kann dann die Teilnahme an einer klinischen Studie angeboten werden.

Dossier: Medizininformatik – Vernetzen. Forschen. Heilen.

Die frühe klinische Forschung stärken – damit mehr Forschungsergebnisse die Versorgung verbessern

In der Praxis angekommene medizinische Innovationen bilden nur die Spitze einer breiten Forschungspyramide. Zahlreiche erfolgversprechende Ergebnisse aus den Forschungslaboren verlieren sich auf dem Weg ans Krankenbett beim Übergang von der präklinischen Forschung in die frühen Phasen der klinischen Forschung. Fachleute sprechen hier vom „Valley of Death“, dem „Tal des Todes“ für Forschungsergebnisse.

Mit der Stärkung früher klinischer Studien will das BMBF erreichen, dass vielversprechende Ansätze aus der präklinischen Forschung künftig effizienter in die klinische Forschung einfließen und zu medizinischen Innovationen werden können. Um die Hürden an dieser Stelle der Transferkette zwischen Labor und Krankenbett zu überwinden, fördert das BMBF seit 2018 frühe klinische Studien. Schwerpunkte dabei sind innovative Therapieansätze (Immun- oder Zelltherapien) sowie die Nutzung bereits zugelassener Medikamente in neuen Zusammenhängen.

Die präklinische Forschung untersucht die Wirkungen und Nebenwirkungen neuer Therapieansätze, bevor sie am Menschen getestet werden. Sie setzt beispielsweise Tier- und Computermodelle, Zell- oder Gewebekulturen ein, um die Reaktion des menschlichen Organismus auf einen Wirkstoff vorherzusagen. Frühe klinische Studien sind die erste Anwendung eines neuen Präventions-, Diagnose- oder Therapieverfahrens am Menschen. Sie werden an gesunden Menschen oder an Patientinnen und Patienten durchgeführt. Geprüft wird die Sicherheit, die Verträglichkeit und die Dosierung neuer Wirkstoffe.

Ergebnisse der Gesundheitsforschung

Ein Mann hält beide Hände an die Ohren.

Studie zur Hörsturz-Therapie gestartet

Eine Studie untersucht die Wirkung hochdosierter, kortison- oder kortisonähnlicher Medikamente.

Eine Ärztin und Assistenten in einem Operationssaal

Studie zur Ablation bei Vorhofflimmern

Die vollständige elektrische Abkopplung der Lungenvenen vom Herzen erzielt die besten Therapieerfolge.

Eine Frau legt beide Hände auf den schmerzenden Bauch.

Behandlung von Blasenentzündungen

Der Einsatz von Antibiotika ist oft nicht nötig. In vielen Fällen reichen entzündungshemmende Wirkstoffe.

Eine junge Frau mit Mütze schaut wie durch ein Fenster in die graue Landschaft.

Neue Antipsychotika wirken besser

Eine Studie belegt, dass moderne Antipsychotika den älteren grundsätzlich überlegen sind.