Fördermaßnahme

Präklinische Studien und Reviews

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2018, 2022
Förderzeitraum: 2019 - 2025
Gesamte Fördersumme: bis zu 15 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 12 präklinische Studien; 7 Systematische Reviews; 1 Begleitprojekt

1. Ziele des Förderschwerpunktes

Ziel dieser Fördermaßnahmen ist die Stärkung der präklinischen Forschung und deren Ergebnistransfer (Translation). Die Evidenz, Robustheit und Verlässlichkeit wissenschaftsinitiierter präklinischer Forschungsergebnisse sollen erhöht werden. Hierzu werden wissenschaftsinitiierte präklinische konfirmatorische Studien sowie systematische Reviews und Metaanalysen gefördert. Die in den konfirmatorischen Studien gewonnenen Forschungsergebnisse sollen eine hohe Relevanz für die medizinische Versorgung in Deutschland aufweisen. Sie sollen dazu geeignet sein, in einem nächsten Schritt in die weitere prä-klinische Entwicklung und anschließend in frühe klinische Studien überführt zu werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit diesen Fördermaßnahmen die Brückenbildung zwischen biomedizinischer Laborforschung und präklinischer bzw. klinischer Entwicklung.

2. Stand der Fördermaßnahmen

Im Rahmen dieser Fördermaßnahmen werden Vorhaben zu drei Modulen gefördert:

Modul 1: Konfirmatorische präklinische Studien:

Es werden wissenschaftsinitiierte, prospektive, kontrollierte präklinische Studien zum Wirksamkeitsnachweis eines klinisch relevanten therapeutischen Ansatzes gefördert.

Modul 2: Systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen

Gefördert werden systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen von präklinischen Studien in einem bestimmten Krankheitsgebiet.

Modul 3: Wissenschaftliches Begleitprojekt

Es wird ein eigenständiges wissenschaftliches Begleitprojekt gefördert. Das Begleitprojekt soll die methodische Qualität der Förderprojekte (konfirmatorische präklinische Studien und systematische Reviews) während der Laufzeit unterstützen und die Ergebnisse der Förderprojekte auswerten. Die Ergebnisse sollen in einem Leitfaden aufbereitet und akademischen Gruppen und Forschungseinrichtungen zur Verfügung gestellt werden.

Einzelprojekte

Tiefergehende Analyse des Effekts von Tierverlusten sowie von Entscheidungen in Meta-Analyse auf die Effektschätzer

Förderkennzeichen: 01KC2311
Gesamte Fördersumme: 258.163 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2025
Projektleitung: Dr. Sarah McCann
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berliner Institut für Gesundheitsforschung, QUEST Center
Anna-Louisa-Karsch-Str. 2
10178 Berlin

Tiefergehende Analyse des Effekts von Tierverlusten sowie von Entscheidungen in Meta-Analyse auf die Effektschätzer

Dieses Projekt zielt darauf ab, die Aussagekraft zweier wichtiger Werkzeuge der biomedizinischen Translation – multizentrische konfirmatorische Studien und präklinische systematische Reviews – ins Verhältnis zueinander zu setzen. Um zu erkennen, ob eine Behandlung ausreichend untersucht ist, um sie mit einer guten translatorischen Erfolgschance in frühen klinischen Studien zu testen, wird eine robuste Evidenzlage benötigt. Um eine solche Evidenzlage zu generieren, werden neue Methoden entwickelt, z. B. multizentrische konfirmatorische Studien, in denen ein starker Fokus auf interne und externe Validitätskriterien gelegt wird und zwei Behandlungsoptionen getestet werden. Alternativ können systematische Reviews und Meta-Analysen Evidenzen aus präklinischen Experimenten zusammenführen und den kombinierten Effekt unter Berücksichtigung der Studienqualität erheben. Dabei unterliegen die systematischen Reviews dem möglichen Fehler, dass die Aussagekraft von der Qualität der inkludierten Studien abhängt. Am Beispiel einer großen multizentrischen Studie soll untersucht werden, inwiefern sich die Ergebnisse systematischer Reviews zu denen der Studie unterscheiden. Dabei handelt es sich um eine Schlaganfallstudie, in der sechs Behandlungsoptionen gegenüber einer Kontrollintervention getestet wurden. Zusätzlich soll ein wichtiger systematischer Fehler in Reviews quantifiziert werden. Aus den Daten der multizentrischen Studie soll der Einfluss verstorbener Tiere auf die Effektstärke berechnet werden. Dafür soll die Anzahl der verstorbenen Tiere mit der Anzahl der berichteten Verluste verglichen werden. Zuletzt soll untersucht werden, inwiefern methodische Entscheidungen die Effektschätzer in systematischen Reviews beeinflussen. Dafür sollen mittels einer neu entwickelten Methode alle möglichen Optionen vorher definierter Variablen berechnet werden.

Die Rolle des Mikrobioms bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und dessen Vorstufen

Förderkennzeichen: 01KC2310
Gesamte Fördersumme: 106.374 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2024
Projektleitung: Dr. Frank Pianka
Adresse: Universitätsklinikum Heidelberg, Chirurgische Universitätsklinik, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Im Neuenheimer Feld 420
69120 Heidelberg

Die Rolle des Mikrobioms bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und dessen Vorstufen

Das Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse (PDAC), ein bösartiger Tumor des exokrinen Pankreas, ist die häufigste Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs und gilt mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 10 % zu einer der tödlichsten bösartigen Erkrankungen. An der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs sind mehrere Faktoren beteiligt, z. B. Alter, Ernährung, Lebensstil, Entzündungen und Mikrobiom. In mehreren Studien wurde die Rolle des Darmmikrobioms bei prämalignen Zellen und der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs untersucht. Dennoch wird die Existenz des Pankreasmikrobioms bis heute kontrovers diskutiert. Diese systematische Übersichtsarbeit analysiert und fasst die neuesten Daten über den Einfluss des Mikrobioms auf die Entwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs zusammen und konzentriert sich dabei auf die frühen Stadien der Krebsentstehung, z. B. chronische Pankreatitis, sowie auf die verschiedenen Formen von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Besonders interessant sind Daten über die mikrobielle Zusammensetzung und die Methoden zur Gewinnung dieser Daten. Ein Vergleich der mikrobiellen Zusammensetzung in verschiedenen Stadien vor und während der Pankreaskarzinogenese ist unerlässlich, um potenzielle mikrobielle Anteile oder karzinogene Bakterien für weitere Untersuchungen zu identifizieren. Dies wird dazu beitragen, die Notwendigkeit von Studien über bakterielle Verursacher in frühen Tumorstadien zu erhöhen, um die Krebsentwicklung zu verhindern und neue Forschungshypothesen zu bilden. Darüber hinaus werden einige vorgeschlagene Mechanismen erörtert, durch die das Mikrobiom seine tumorerzeugende Wirkung bei PDAC entfaltet, sowie das Potenzial, das Mikrobiom gezielt für therapeutische Zwecke einzusetzen. Die in dieser systematischen Übersichtsarbeit zusammengefassten Erkenntnisse werden Empfehlungen für künftige translationale Forschungsbemühungen ermöglichen.

Ist die präklinische Forschung zu neuropathischen Schmerzen geschlechtsspezifisch?

Förderkennzeichen: 01KC2309
Gesamte Fördersumme: 192.623 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2025
Projektleitung: Dr. Daniel Segelcke
Adresse: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Universitätsklinikum, Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie
Albert-Schweitzer-Campus 1
48149 Münster

Ist die präklinische Forschung zu neuropathischen Schmerzen geschlechtsspezifisch?

Neuropathische Schmerzen sind eine zunehmend verbreitete Schmerzerkrankung, die bei Patientinnen und Patienten nach wie vor schwer zu behandeln sind. In der präklinischen Forschung werden seit Jahrzehnten überwiegend männliche Tiere für die Entwicklung von Modellen und die Untersuchung der Wirksamkeit von Medikamenten verwendet und das, obwohl es klinische und epidemiologische Belege dafür gibt, dass die Krankheitslast bei weiblichen Patienten gleich hoch oder höher ist und obwohl es Belege dafür gibt, dass Mechanismen bei vielen Schmerzzuständen, einschließlich neuropathischer Schmerzen, geschlechtsspezifisch sind. Trotz der Verfügbarkeit zahlreicher geschlechtsspezifischer Studienergebnisse und der zunehmenden Zahl geschlechtsspezifischer Forschungsergebnisse gibt es keine geschlechtsspezifische Meta-Analyse präklinischer neuropathischer Schmerzmodelle. Bis heute ist unklar, ob sich die Ergebnisse bei männlichen und weiblichen Nagetieren unterscheiden, welche Parameter gemessen werden und wie. Die Charakterisierung der geschlechtsspezifischen Schmerzentwicklung ist wichtig, um künftige mechanistische Forschungsfragen zu klären und ein geschlechtsspezifisches Studiendesign zu ermöglichen/entwickeln. Aus einer 3R-Perspektive werden die Ergebnisse die geschlechtsspezifische interventionelle Schmerzforschung anleiten, die Berichterstattung über geschlechtsrelevante Aspekte in präklinischen Studien verbessern und die Bewertung des Wohlergehens von Tieren verbessern. In Übereinstimmung mit den jüngsten Veröffentlichungen über die methodischen Herausforderungen bei der Einbeziehung des Geschlechts als biologische Variable möchte das Projekt SRoNPMiR die verschiedenen Ebenen der Durchführung geschlechtssensibler Schmerzforschung in Form eines Systematische Reviews aufzeigen und wichtige Forschungs- und Berichtslücken identifizieren.

Abgeschlossen

Systematische Übersichtsarbeit: Mukoviszidose - Nasale Potentialdifferenzmessung

Förderkennzeichen: 01KC1904
Gesamte Fördersumme: 201.613 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2023
Projektleitung: Dr. Cathalijn Leenaars
Adresse: Medizinische Hochschule Hannover - Institut für Versuchstierkunde und Zentrales Tierlaboratorium
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

Systematische Übersichtsarbeit: Mukoviszidose - Nasale Potentialdifferenzmessung

Mukoviszidose ist eine zu schwerwiegenden Einschränkungen führende, lebensverkürzende Krankheit. Die Messung der nasalen Potentialdifferenz (nPD) ist ein gängiges Verfahren zur Diagnose von Mukoviszidose und zur Feststellung der Krankheitsschwere in klinischen Studien und kann auch in Tiermodellen verwendet werden. Obwohl die Ergebnisse von nPD-Messungen an Tieren gut auf den Menschen übertragbar zu sein scheinen, werden die Variabilität und Präzision der Methode kritisch diskutiert. Die geplante systematische Übersichtsarbeit, die sowohl die nPD-Messung in Mukoviszidose-Patientinnen und -Patienten als auch im Tiermodell berücksichtigt, wird es uns erlauben, die Konstruktionsvalidität der nPD-Messung im CF-Tiermodell quantitativ zu analysieren. Es sollen folgende Forschungsfragen beantworten werden: 1. Wird die nPD bei Mukoviszidose-Patienten und Tiermodellen in ähnlicher Weise beeinflusst? 2. Wird die nPD bei Mukoviszidose -Patienten und Tiermodellen durch unterschiedliche Eingriffe in ähnlicher Weise beeinflusst? 3. Wird die nPD bei Mukoviszidose -Patienten und Tiermodellen durch Veränderungen in der Versuchsanordnung in ähnlicher Weise beeinflusst? Wir planen eine translatorische Meta-Analyse, um den Unterschied zwischen Mukoviszidose- und Kontrollgruppen in Studien am Tiermodell und am Menschen vergleichend darstellen zu können. Wir werden die absoluten nPD-Werte für Tiermodelle und Patienten sowie die Variation der nPD innerhalb und zwischen Studien aufzeigen. Weitere Analysen werden sich auf die Auswirkungen von Therapien und Veränderungen in der Versuchsanordnung konzentrieren.

Untersuchungsergebnisse aus präklinischen Inzisions-Modellen in Nagetieren und Menschen

Förderkennzeichen: 01KC1903
Gesamte Fördersumme: 209.536 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Esther M. Pogatzki-Zahn
Adresse: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Universitätsklinikum Münster, Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie
Albert-Schweitzer Campus 1
48149 Münster

Untersuchungsergebnisse aus präklinischen Inzisions-Modellen in Nagetieren und Menschen

Akute Schmerzen nach Operationen werden – auch in Ländern mit höchstem medizinischem Standard - weiterhin unzureichend therapiert; dies kann zu Komplikationen, verzögerter Erholung, ggf. schlechtem operativem Outcome und Schmerzchronifizierung noch Jahre nach der Operation führen. Trotz intensiver Forschung auf dem Gebiet sind nebenwirkungsarme und – vor allem für Bewegungs- und Belastungsschmerzen – effektive Therapiemaßnahmen bisher nicht verfügbar. Opioide verursachen zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen und Ateminsuffizienz und können abhängig machen. Zudem sind Opioide effektive Substanzen für die Therapie akuter Ruheschmerzen; Schmerzen bei Belastung sind dagegen weniger Opioid-sensitiv. Aus diesem Grund ist ein Ziel der translationalen Schmerzforschung Mechanismen nach Operationen zu untersuchen, die für verschiedene Modalitäten eine Rolle spielen, um eine bestmögliche Behandlung von postoperativen Schmerzen zu erreichen und spezifische Analgetika entwickeln zu können. Die AG war vor 20 Jahren an der Etablierung sogenannter postoperativer Nager-Modelle beteiligt; das initiale, von Brennan etablierte Inzisions-Modell in Ratten und das Inzisions-Modell von Pogatzki(-Zahn) in Mäusen stellen heute Standard-Modelle zur Untersuchung des Inzisionsschmerzes dar. In diesem Projekt soll nun erstmals systematisch die wissenschaftliche Literatur über das Schmerzverhalten nach allen etablierten operativen Modellen in Nagern qualitativ und quantitativ untersucht werden. Die unterschiedlichen Schmerzmodalitäten in verschiedenen Schmerzmodellen bei Nagern sollen systematisch erfasst, quantitativ ausgewertet, untereinander verglichen und im Hinblick auf mögliche methodische Einflussfaktoren, wie z. B. das gewählte Studiendesgin, Alter der Tiere, Spezies, Verblindung des Untersuchers etc., ausgewertet und mit Blick auf die Relevanz postoperativer Schmerzen (translational) diskutiert werden.

Abgeschlossen

Präklinischer systematischer Review und Metaanalyse der Auswirkungen von Alter und Komorbiditäten auf ischämischen Schlaganfall und die Wirksamkeit seiner Behandlung

Förderkennzeichen: 01KC1902
Gesamte Fördersumme: 228.182 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2021
Projektleitung: Dr. Sarah McCann
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte, Klinik und Poliklinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie
Charitéplatz 1
10117 Berlin

Präklinischer systematischer Review und Metaanalyse der Auswirkungen von Alter und Komorbiditäten auf ischämischen Schlaganfall und die Wirksamkeit seiner Behandlung

Obwohl ischämischer Schlaganfall weltweit eine der häufigsten Ursachen für Tod und Invalidität ist, gibt es nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten. Über 1.000 Medikamente wurden in zellbasierten oder tierischen Schlaganfallmodellen getestet, von denen viele als wirksam gelten. Wenn sie bei Schlaganfallpatienten getestet wurden, haben diese Medikamente jedoch keinen Nutzen gezeigt. Systematische Reviews und Meta-Analysen können helfen, mögliche Gründe für dieses "translationale Versagen" zu identifizieren. Ein Grund dafür könnte sein, dass die verwendeten Modelle nicht repräsentativ für den menschlichen Schlaganfallpatienten sind. Schlaganfall betrifft Frauen und Männer, die in der Regel älter sind und oft an zusätzlichen gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck und Diabetes leiden, sogenannten Komorbiditäten. Die am häufigsten verwendeten Schlaganfallmodelle sind dagegen junge, gesunde, männliche Nagetiere. Die Auswirkungen dieser Unterschiede sollen untersucht werden, indem systematisch Studien überprüft werden, die Modelle mit fortgeschrittenem Alter und Komorbiditäten verwenden, und die Auswirkungen dieser Merkmale auf die Schlaganfallstärke in tier- und zellbasierten Modellen und die Wirksamkeit experimenteller Behandlungen für Schlaganfall bewerten. Ein neuer Aspekt dieses Projekts wird die Entwicklung und Erprobung von Werkzeugen zur Automatisierung von Teilen des Reviewprozesses sein. Diese Werkzeuge werden die Geschwindigkeit und Genauigkeit verbessern, mit der aktuelle und zukünftige systematische Reviews abgeschlossen werden. Die Ergebnisse dieses Projekts werden Aufschluss darüber geben, welche Patientenmerkmale in zukünftigen tier- und zellbasierten Experimenten verwendet werden sollten. Ziel ist es, unsere Fähigkeit zu verbessern, vorherzusagen, welche Behandlungen auch beim Menschen wirken werden. Es werden auch die experimentellen Ergebnisse verglichen, um zu sehen, wo in Studien zellbasierte Modelle Tiere ersetzen können.